Spiegelungen – der indirekte Blick auf die Wirklichkeit

2025 Gk 12 Spiegelung Bk

Grundkurs 12, 2025
serielle fotografische Arbeit

Schon früh entdeckt die Malerei den Spiegel als Medium der Selbsterkenntnis
(vgl. Selbstporträt) und als ein Instrument zur indirekten „Widerspiegelung“ der Wirklichkeit.
Dabei werden Ungenauigkeiten und Verzerrungen zu einer besonderen Möglichkeit, den indirekten Blick, welchen der Spiegel bietet, von der scheinbar „objektiven“ Darstellung der Wirklichkeit im Gemälde abzugrenzen.

Ausgangspunkt der seriellen praktischen Arbeit bildete unter dem Motto: „Die Entdeckung der sichtbaren Wirklichkeit“ die Auseinandersetzung mit Entwicklungen in der Malerei der frühen Neuzeit, insbesondere der Altniederländischen Malerei.

In Jan van Eycks Arnolfini-Doppelporträt (1434) nimmt der zentrale Spiegel eine entscheidende Funktion für das Bildverständnis ein und bietet dem Künstler die Möglichkeit, das abzubilden was sich eigentlich außerhalb des dargestellten Bildraumes befindet.
Eine Bildidee, welche schon sehr bald von seinen Zeitgenossen, aber auch späteren Generationen aufgegriffen oder gar sinnreich zitiert wurde, wie etwa in Diego Velàzques‘ berühmten „Hoffräulein (Las Meniñas)“ (1656).

Bald greift auch die Fotografie Spiegelungen als Möglichkeit der indirekten Bildwiedergabe auf, treibt diese jedoch auch zunehmend an den Rand zur Abstraktion.
Ziel der eigenen seriellen Arbeit sollte es folglich sein, zunächst unterschiedliche Phänomene von Spiegelungen zu dokumentieren, um diese dann sukzessive unter Einbezug fotografisch-technischer Möglichkeiten (Bildausschnitt, Formataufteilung, Schärfe-Unschärfe, Belichtung, Beleuchtung, Farbe, usw.) zu verfremden.

Bildbeispiele:
Jan van Eyck (1390-1441): Arnolfini-Doppelbildnis (sog. Arnolfini-Hochzeit), 1434
https://www.nationalgallery.org.uk/paintings/jan-van-eyck-the-arnolfini-portrait

Diego Velázquez (1599-1660): Las Meniñas (Die Hoffräulein), 1656
https://www.museodelprado.es/coleccion/obra-de-arte/las-meninas/9fdc7800-9ade-48b0-ab8b-edee94ea877f

Henri Cartier-Bresson (1904-2004): Hinter dem Bahnhof Saint-Lazare, Paris, 1932
https://www.buceriuskunstforum.de/ausstellungen/watch-watch-watch-henri-cartier-bresson
Walter Funkat (1906-2006): Glaskugeln, BAUHAUS, 1929
https://thedorf.de/kultur/kunst/bauhaus-und-die-fotografie/