Zeitzeugenbesuch am HSG

2024 Geschichte Zeitzeuge
Norbert Sachse berichtet aus seiner Zeit in den Mühlen der DDR-Staatsgefängnisse

Was macht einen 16-jährigen Schüler zum Ziel staatlicher Verfolgung? Mit wie viel Eifer wird dieser Schüler dann als „renitentes und unverbesserliches Wesen“ verfolgt, verhaftet, und schließlich eingesperrt?
Am 19. und 23. Januar berichtete Norbert Sachse, Jahrgang 1953, von genau solchen Erfahrungen, die er als junger Mensch im und mit dem DDR-System machen musste. Eindrücklich schilderte er von der deutschen Diktatur in der DDR, die ein perfekt organisiertes System staatlicher Überwachung geschaffen hatte, und politisch unliebsame, unbequeme, oder einfach politisch verdächtige Staatsbürger mit aller Kraft verfolgte.
Unter dem Eindruck der Niederschlagung des Prager Aufstandes durch die Sowjets im Jahre 1968 ließ die anfängliche Begeisterung für Sozialismus und Kommunismus schnell nach. Mit den einfachsten Mitteln druckte Herr Sachse Flugblätter, die gegen das politische Diktat der DDR-Regierung zu mobilisieren suchten. Dies wurde entdeckt, und vom Staat als politischer Angriff erkannt. Damit begann für sein Umfeld eine umfassende Befragung, und für ihn selbst eine fünfjährige Unterbringung in verschiedenen Gefängnissen des Staates, von der Festung Torgau, Bautzen II über Hohenschönhausen, bis er schließlich im Abschiebegefängnis „Berlin I“ landete, und in die Bundesrepublik ausreisen durfte.
Den Schülern der Klasse 10 wurde so weit ab von Daten und Fakten aus Schulbüchern die ganz praktische Macht von Unterdrückungsstaaten demonstriert. Die Wirkung wurde durch den eindrücklichen Vortrag von Herrn Sachse, der nicht verbittert, sondern sehr aufrecht berichtete, bei den Schülern sicher nicht verfehlt. Er schloss mit dem dringenden Appell an Bürger von heute, politischen Extremen von allen Richtungen entschieden entgegenzutreten.

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